Berlin – Erweiterung und Umbau des ehemaligen Marinehauses. Ankauf beim beschränkten Wettbewerb.
Mit AHM Architekten.
Das Märkische Museum beherbergt die kulturhistorischen Sammlungen des Stadtmuseums Berlin von den prähistorischen Siedlungsspuren bis zur jüngsten Zeitgeschichte.
Im Zuge der Neuorganisation des Stadtmuseums sollen sowohl die Ausstellungsbereiche ab dem frühen 20. Jahrhundert als auch die zentrale Museumsverwaltung im Marinehaus, einem derzeit leer stehenden Vereinsgebäude von 1907 gegenüber dem Märkischen Museum, untergebracht werden.
Der Wettbewerbsbeitrag berücksichtigt weitgehend die bauliche Struktur und Fassade des historischen Gebäudes. Das Haus dient der Museumsnutzung und der zentralen Museumsverwaltung. Der Gebäudeentwurf soll beiden programmatischen Aspekten Ausdruck verleihen.
Als wesentliches Signet für die neue Bedeutung des Hauses wird der in den 1980’er Jahren entfernte Turmaufsatz wiederhergestellt und der Turmrisalit als Ganzes gestalterisch neu interpretiert. Auf diese Weise wird die Asymmetrie des Gebäudes und seine städtebauliche Bedeutung im Ensemble zurück gewonnen und das neue Museum im Stadtraum sichtbar.
Der Turm übernimmt im Erdgeschoss den durch die großflächige Verglasung deutlich hervorgehobenen neuen Haupteingang zum Museum. In der Turmhaube befindet sich hinter dem großen Panoramafenster der große Besprechungsraum der Museumsverwaltung.
Vogelschau: Erweiterungsmaßnahmen (heller dargestellt) und Bestandsgebäude |
In Fortsetzung des Turmes entwickelt sich in den Hof hinein die Aufstockung für die Zentralverwaltung. Der bestehende Seitenflügel einschließlich der angelagerten Treppenhäuser wird dabei überbaut. Gleichzeitig wird das Dachgeschoss über dem Saalbau für Verwaltungszwecke umgebaut und bindet funktional an die Aufstockung des Seitenflügels an. |
Die Ausstellung befindet sich in jeweils drei Geschossen im Saalbau und im Seitenflügel. Das attraktive historische Haupttreppenhaus bildet den zentralen Erschließungskern und ermöglicht interessante Ein- und Ausblicke in das Museum (Galerien in den Zwischengeschossen). Zusätzliche Treppenverbindungen an der Westfassade komplettieren den Rundgang durch die Dauer- und Wechselausstellung und ermöglichen flexible Nutzungszusammenhänge wechselnder Ausstellungskonzeptionen.
Der Besucher betritt das Museumsfoyer durch den Haupteingang im Turmrisalit. Die anschließende historische Säulenhalle nimmt den Shop- und Kassenbereich auf. Der Museumsshop ist über einen straßenseitigen Eingang auch separat erschlossen.
Auf dem Weg zum historischen Zentraltreppenhaus liegt der Garderobenbereich. Die an der Fassade des Seitenflügels angeordnete gut belichtete orangerieartige Cateringzone mit Zugang zum Hof bietet Raum für vielfältige ergänzende Nutzungen, von der Garderobenerweiterung bis zum privaten Festsaal.
Über das Haupttreppenhaus bzw. den hier angeordneten Aufzug erreicht der Museumsbesucher die Dauerausstellung im 2. Obergeschoss sowie das ‚Unterirdische Berlin’ im Kellergeschoss. Die Wechselausstellung beginnt bereits im Erdgeschoss und erstreckt sich über eine interne Treppe ins 1. Obergeschoss. Die Ausstellungsflächen sind aufgegliedert in Einheiten von jeweils ca. 200 qm Größe, die zusammenhängend wie auch einzeln genutzt und erschlossen werden können.
typischer Ausstellungsbereich: hier Dauerausstellungsbereich im 2.Obergeschoss |
Die auf Grund der Nutzungsänderung neu einzuziehenden Geschossdecken im Saalbau sind als Plattenbalken-Fertigdecken konzipiert und überspannen den Raum stützenfrei. Die plastische Ausbildung der Decke mit dem rhythmischen Wechsel von tragenden Balken und Vertiefungen bietet zudem funktionale Vorteile: In den Betonbalken sind Laufschienen für ein flexibles Ausstellungssystem von Schiebewänden u.a. integriert, die Deckennischen werden mit Stromschienen bestückt und ermöglichen eine blendfreie Grundbeleuchtung des Raumes. |
Ausstellungsinfrastruktur
Ein leistungsfähiges und flexibles Befestigungs-, Beleuchtungs-, und Medienversorgungssystem ist in die Plattenbalken-Fertigdecken integriert:
1: Die Laufschienen der Ausstellungsschiebewände dienen auch als Befestigungsmöglichkeit für Ausstellungsobjekte wie Displays und Vitrinen.
2: Die am Fertigteilstoß der π-Platten-Decken eingelassenen Datenbus-Stromschienen bilden zusammen mit den Laufschienen die flexibel nutzbare Infrastruktur, Projektoren und Screens werden an der Laufschiene befestigt, die Stromschiene liefert den Strom.
3: Für eine gleichmäßige Raumbeleuchtung werden die Stromschienen mit dimmbaren Langfeldleuchten bestückt (Galeriebeleuchtung).
4: Für eine akzentuierte Objektbeleuchtung werden die Stromschienen mit dimmbaren Strahlern bestückt.